Begriffserklärung Fan und Fantum
Der Begriff ‚Fan’ stammt aus
dem englischen fanatic, was sich wiederum auf das lateinische Wort fanaticus
zurückführen lässt. So handelt es sich bei dem Begriff ‚Fan’ also um eine
Kurzform von Fanatiker. Übersetzt bedeutet fanatic oder fanaticus, sich leidenschaftlich
für etwas einzusetzen bzw. in rasende Begeisterung versetzt zu sein.
Laut Duden ist ein Fanatiker
„jemand, der von bestimmten Ideen, einer bestimmten Weltanschauung o.Ä. so
überzeugt ist, dass er sich leidenschaftlich, mit blindem Eifer [und
rücksichtslos] dafür einsetzt“ (Scholze-Stubenrecht, Dr. Werner 2006,
S.394). Im Gegensatz hierzu wird der Begriff ‚Fan’ im Duden als
„begeisterter Anhänger von etwas“ bezeichnet (Scholze-Stubenrecht,
Dr. Werner 2006, S.394).
In der Fanforschung gibt es
diverse Auffassungen darüber, was einen Fan ausmacht. Nach Winter sind Fans
„aktive, kritisch engagierte Konsumenten, die über differenzierte und kreative
Rezeptions- und Aneignungspraktiken verfügen, die sie in Prozessen der
Medienbildung erworben haben“ (Winter 2010, S. 161). Weiterhin sagt er, dass sie
Kontakte zu Gleichgesinnten suchen, emotionale Verbindungen eingehen, affektive
Formen der Vergemeinschaftung kreieren und eigene Sozialwelten schaffen (vgl.
Winter 2010, S. 161). So ist es für einen Fan bedeutsam, ein profundes Wissen
über ein Objekt der Begierde zu besitzen. Darüber hinaus wird dieses Wissen
vertieft, mit anderen Personen geteilt und kultiviert. Dabei spielen das
Interesse und die Leidenschaft bei der Ausführung von Fanpraktiken eine
entscheidende Rolle.
Winter beschreibt als
wichtigstes Ergebnis seiner Forschung: „Ein Fan zu werden bedeutet […] eine
(Medien)-Karriere, einen weitgehend eigenbestimmten Prozess der Bildung zu
durchlaufen“ (2010, S. 162). Somit ergibt sich im Kontext der Cultural Studies,
dass sich ein differenziertes Bild vom Fan durchgesetzt hat und Fans viele von
uns waren oder sind. Nach Fritzsche (2003, S. 17) beziehen sich Fans zum einen
auf das Medium und führen zum anderen einige Fanaktivitäten aus, die nur einen
geringen oder gar keinen Medienbezug haben.
Roose, Schäfer und Schmidt-Lux definieren Fans wie folgt:
„Fans sind Menschen, die längerfristig eine
leidenschaftliche Beziehung zu einem für sie externen, öffentlichen, entweder
personalen, kollektiven, gegenständlichen oder abstrakten Fanobjekt haben und
in die emotionale Bindung zu diesem Objekt Zeit und/oder Geld investieren“ (2010,
S. 12).
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Aus dieser Definition ergeben sich Komponenten, die das
Fan-Sein genauer eingrenzen und beschreiben. Hierzu gehört die Langfristigkeit
in der Beziehung vom Fan zum Fanobjekt, welche eine längere und konstante
Zeitspanne der emotionalen Beziehung des Rezipienten zum Fanobjekt bedeutet. Das
Andauern dieser emotionalen Beziehung lässt sich nicht genau bestimmen, weshalb
sich somit auch nicht der Übergang vom Rezipienten zum Fan charakterisieren
lässt.
Die Emotionalität in der Verbindung des Fans zum
Fanobjekt nimmt weiterhin eine bedeutende Rolle ein. So gehen Fans ihrer
Leidenschaft enthusiastisch und exzessiv nach (vgl. Winter 1993, S.71). Wie
schon erwähnt werden Fanpraktiken mit großem Interesse und viel Leidenschaft
ausgeführt. Die aufgebaute Beziehung zum Fanobjekt wird genutzt, um Emotionen
auszuleben, zu erproben und zu verstärken. Hierbei handelt es sich häufig um
die affektive, kognitive und verhaltensbezogene Verehrung
des Fanobjekts.
Das Fanobjekt wird vom Rezipienten aus freien Stücken
gewählt, welches nicht zum persönlichen Netzwerk des
Fans gehört. Das Fanobjekt muss also nicht nur von außerhalb kommen sondern
auch öffentlich sein. So kann es sich um unerreichbare
Idole und keine anfassbaren Kumpels handeln.
Weiterhin investiert ein Fan viel Zeit und/ oder Geld in
die Beziehung zum Objekt, von dem er begeistert ist. Dazu zählt das regelmäßige
und wiederholte Konsumieren des Inhaltes seines Fanobjekts. „Ambitionierte Fans
[produzieren] eigene Fanzines schreiben Filmkritiken oder werden Fankünstler.
Fansein bedeutet, ein profundes Wissen über ein Filmgenre, einen Star oder eine
Musikrichtung zu haben, es zu vertiefen, mit anderen zu teilen und zu
kultivieren“ (Winter 2010, S. 161). Durch diese Handlungen grenzen sich Fans
von regelmäßigen Konsumenten ab und werden zu aktiven Nutzern. Dabei üben sie
eine gewisse Kontrolle über das Fanobjekt aus, was von Winter (2010) als
Notwendigkeit für das Erleben von Vergnügen und Spaß beschrieben wird.
Fantum (oder auch Fandom) bezeichnet
die Gesamtheit aller Fans eines Fanobjekts. Fans nutzen ihre gemeinschaftliche
Beziehung zu einem Fanobjekt, um sich aktiv mit anderen Rezipienten über
Inhalte des Objekts auszutauschen. Diese kollektive Aktivität wird über interne
Infrastrukturen eines Fantums ermöglicht. So werden spezifische
Informationskanäle, Alltagspraktiken und Ausdrucksformen geschaffen, die
Aktivität, Produktivität und Interpretation ermöglichen und kultivieren. In der
Gesellschaft gibt es vorherrschende stereotype Vorstellungen zum Fantum, die
allerdings nicht zutreffen. Nach Winter (2010) hat sich das Fantum zu einer alltäglichen
und kulturellen Methode entwickelt, mit der viele Fans ihr Leben gestalten. Unterstützt
wird dies mittels der vielfältigen Möglichkeiten der Medien. Durch die mediale
Vermarktung werden Fans angezogen, die in der Anwendung von kulturellen
Objekten immer kompetenter, produktiver oder kreativer werden.
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